Das ist sie, der Wirt des morbus crossus.
Auf die Idee gekommen, mir eine Enduro anzuschaffen bin ich letzten Winter (also 1997), als ich vollkommen verzweifelt zu Hause saß, einen Schrein von Motorradbildern um mich aufgebaut und vollkommen verzweifelt.
Bis Anfang 2000 diente mir das gute Stück als Alltagsmopped und Spaßgerät für zwischendurch. Auch Mountainbiker konnte man damit erlegen, aber das ist eine ganz andere Geschichte... Mittlerweile wurde sie durch eine KTM LC4 620 SC ersetzt, die zwar wesentlich geiler aber auch etwas weniger einfach zu handhaben ist.

Erfahrungen:
Im asphaltierten Winkelwerk (tm) ist die DR mit den Dunlop Trailmax kaum zu schlagen, es sei denn die Steigungen erfordern mehr als die gelieferten 30 PS. Ich musste mich zunaechst an die etwas andere Fahrweise gewoehnen (wenn man von einem Supersportler umsteigt neigt man mehr dazu, sich in die Kurve zu legen, bei der DR empfiehlt es sich zumindest anfangs, das Motorrad etwas zu druecken), aber wenn man das eine Zeit lang geuebt hat, ist man umso mehr auf der Suche nach Strassen dritter und vierter Ordnung. Auffaellig ist auch immer wieder, wie gut so eine hochbeinige Enduro doch fuer die Stadt geeingnet ist, speziell bei den beklagenswerten Strassenzustaenden in Frankfurt.
Nachteilig in der Stadt ist, dass der breite Lenker dort zum Anhalten zwingt, wo man mit der FZdoppelR noch locker zwischen den beiden Rueckspiegeln der Leiferwagen durchgepasst haette.
Als Einstellung fuer den Asphalt hat sich fuer mich (gesunde 80 kg) bewaehrt:
Hinten: Volle Vorspannung am Federbein und Daempfer komplett zu
Vorne: Einen Ring stehen lassen, Daempfer einen oder zwei Klicks geoeffnet
Zum Rumhuepfen im Gelaende empfiehlt es sich, auch diese letzten Klicks zuzudrehen. Zwar leidet dadurch spuerbar das Ansprechverhalten, dafuer haut es einem aber die Gabel nicht so schnell zusammen.
Bei einem Ausflug auf die Crosstrecke (Meckbach, Hessen) hat sich die kleine Suzi fahrwerksseitig als recht tauglich herausgestellt (für Dreckdilettanten wie mich zumindest), die Reifen haben mich auf einer feuchten Stelle im Waschbrett allerdings einen Satz Blinker und einen Lenker gekostet. Nach dem original Stahllenker, der mir eine Begegnung mit einem Mountainbiker ziemlich "krumm" genommen hat, war damit der Acerbis Alulenker auch nicht mehr ganz symmetrisch.
Als Tip waere vielleicht ein Renthal Alu-Lenker zu nennen, den ich zwar nicht persoenlich kenne, von dem ich aber bisher nur gutes gehoert habe.

Problemchen gab's auch schon ein paar, noch am ersten Tag nach dem Gebrauchtkauf ist mir der Kupplungszug gerissen, ausserdem hat es mich drei Werkstattbesuche, viele Nerven und einige Wochen Geduld gekostet, bis endlich die Dichtung vom Kupplungsdeckel (auf Gebrauchtgarantie :-) ersetzt wurde. Das haelt zwar besser als vorher, aber nach einem viertel Jahr faengt sie leider wieder an zu sabbern :-(.
Die Antriebskette war nach 18 000km Strassenbetrieb absolut am Ende (sehr ungleichmaessig gelaengt). Ansonsten laesst sich noch einiges an der Verarbeitung bemaengeln, so zum Beispiel der miserabel lackierte Rahmen (Rost am Rahmenheck und oberhalb der Fussrasten), der Auspuff, auf dem der Rost foermlich blueht (besonders am Verbindungsstueck Kruemmer/Daempfer und an den Schrauben am Zylinder) und die Instrumente haben sich durch diverse Stuerzchen mittlerweile ziemlich selbststaendig gemacht.

Ansonsten habe ich einen von diesen Öltemperatur-Meßstäben von HG eingebaut, der mich immer wieder zu schlechtem Gewissen treibt. Schon auf kürzeren Autobahnetappen geht das Teil recht zügig auf 130°C hoch, was mich immer etwas nachdenklich stimmt. In der Stadt bleibt die Temperatur meist zwischen 100 und 120°C.

Der Motor an sich ist ein lustiges Kerlchen und hat keinerlei Angst vor hohen Drehzahlen. Kaltstartverhalten mit dem E-Starter (ich weiss, furchtbar warm) ist ziemlich brillant,damit hatte ich bisher noch nie Probleme.

Alles in allem ist die kleine DR ein schönes Spaßgerät, aufgrund der Sitzhöhe (890mm, hoeher als z.B. eine Africa Twin) nicht für jedermann (-frau) geeignet, ebenso sollte man bei längeren Touren mit Druckbeschwerden an der werten Rückseite rechnen, denn die Sitzbank ist recht hart.
Traurig sind leider die Verarbeitungsmaengel, denn schon nach vier Jahren sieht mein Exemplar ziemlich fertig aus.

Meine Änderungen an der DR350:
- Das Federbein habe ich nach einem kleinen Missgeschick, auf das ich hier nicht weiter eingehen moechte ;-) mit einer Technoflex-Feder ausgestattet (Polo, 159,- DM).
Nachdem ich in stundenlanger Arbeit mit Hammer und Schraubenzieher (sollte man besser schon im ausgebauten Zustand machen) die Vorspannung weit hochgedreht habe, schlaegt das Federbein auf der Crosspiste deutlich spaeter durch als im Serienzustand.
- Die üblichen Enduro-Aufrüstungen wie Acerbis-Handbügel, flexible Miniblinker von Polo und Acerbis Alu-Lenker machen die DR für Geländeausflüge deutlich tauglicher als im Serienzustand, besonders die Acerbis-Handbügel haben sich schon sehr bewährt.
- In Hoope habe ich als Kompromiss Michelin T63 aufgezogen, die auch mit dem tiefen Schlamm gut zurechtkamen. Auf der Strasse fahre ich diese Gummis allerdings mit erhöhter Vorsicht, seit ich einen deftigen Highsider gerade noch so abfangen konnte. Mindestens genauso gut als Kompromissreifen soll wohl der Pirelli MT21 sein, den ich vermutlich als naechstes ausprobieren werde.

So, das war erstmal das, was mir zu der kleinen Dreckschleuder eingefallen ist, wer mehr wissen moechte ist hier gut bedient:

Ludwig Geromillers DR350-Seiten
www.offroad.com
Suzuki USA allgemein
Suzuki USA Chassis-faq
EIne weitere Private DR350S-Seite
 

Kein Problem, das hält die schon aus!